Von Flensburg nach Usedom Im Seekajak
Bis zu 1,5 m hohe Wellen rollen von rechts heran. In die steileren Wellenberge, die mir die Sicht in die Ferne versperren, steuere ich schräg hinein, um möglichst viel Kontrolle über mein Kajak zu behalten. Spaß macht das nicht mehr und ich war mir vor dem Start der Querung der Lübecker Bucht auch nicht sicher, ob das Ganze bei Südwind um 6 Bft. eine gute Idee ist.
Dann habe ich mir einfach ein Zeitlimit gesetzt, bis zu dem ich mir ein sicheres Gefühl verschaffen wollte. Trotz der einen oder anderen Welle, die für unangenehme Momente sorgen, läuft es besser, als erwartet. Andernfalls wäre ich nach einer halben Stunde umgekehrt.
Es ist der 6. Tag auf meiner Tour von Flensburg Richtung Rostock. Das Wetter der ersten Woche kann man ganz nüchtern mit „sehr windig“ umschreiben. Zum Glück blies der Wind meist aus achterlichen Richtungen. Es war eine spannende erste Juni-Woche bei Temperaturen, die nicht wirklich etwas mit dem bevorstehenden Sommeranfang zu tun hatten. Als ich schließlich die mecklenburgische Küste erreichte, ändert sich das Wetter und auch die Landschaft. Der Wind lässt nach, der Blick nach oben geht ins Blaue und die Sonne sorgt für morgendliche Temperaturen im 2-stelligen Bereich. Vor mir liegen die Insel Poel, Rerik, Kühlungsborn, Heiligendamm, Warnemünde und Rostock. 3 Tage später ziehe ich im Rostocker Stadthafen mein Kajak aus dem Wasser. Gut 300 km liegen jetzt in meinem Kielwasser.
Das beste kommt zum Schluss sagt man. In meinem Fall heißt das, noch eine Runde um Fischland/Darß/Zingst zu drehen. Die zweite Woche verläuft bilderbuchmäßig. Wenig Wind und viel Sonne lassen Paddelwut aufkommen. Endlich kommt auch die Sonnencreme zum Einsatz. Anders als die Schar der älteren Bäder-Touristen ziehe ich meine Bahn entlang einer teilweise urwüchsigen Küstenlinie immer hautnah auf Tuchfühlung mit der Ostsee und später im Bodden, der durch einen fast durchgängigen Schilfgürtel begrenzt wird.
Verträumte Dörfer, kleine und größere Häfen, in denen sich immer ein Platz für mein Zelt findet, Fischbrötchenbuden und Cafes, die geradezu nach dem ausgehungerten Paddler rufen, gehören zu den Stationen, die mich diese Reise genießen lassen. Zum Schluss stehen über 500 km auf dem Tacho. Von den Eindrücken will ich gar nicht reden. Wo soll man anfangen, wo aufhören?
Weitere Reisen werden 2015 noch folgen. Zurückliegende Touren, wie Rund Rügen, werden ebenfalls Berücksichtigung finden, wenn Ende 2015 ein neuer Vortrag reif für die Präsentation sein wird - natürlich auch bei Lettmann.
Dann heißt es:
„Ostsee hautnah – im Kajak von Flensburg bis Usedom“
Fotos und Text: Jörg Knorr